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Ruhe & Trubel - Ich habe die Wahl!

Jedes Jahr kann ich es an den Teilnehmerzahlen in meinen Kursen im Wald ablesen. Es wird kühl, nass und windig und die Menschen ziehen sich zurück ins Warme. Anmeldungen bleiben aus oder reduzieren sich auf ein Minimum. So sind oft die Kurse in der kühleren Jahreszeit auch immer ganz besondere Kurse für mich und diejenigen, die sich trotzdem trauen mitzukommen. Eine besondere Stimmung mit Nebel, tropfenden Ästen und ganz reiner Luft. In einer Ruhe, die es nur an diesen Tagen gibt. Wir sind auf schmaleren Pfaden unterwegs, sprechen leiser weil wir im kleineren Kreis stehen und erleben auch die Natur im Rückzug. Und auch fremde Begegnungen gibt es kaum noch. Es ist leise, nicht still. Diese berührende Ruhe ist einmalig der kühleren Jahreszeit vorbehalten. Ich mag das sehr, auch wenn ich ab und an einen Workshop absagen muss, weil es an Anmeldungen mangelt. 

Dieses Wissen um diese besondere Ruhe in der Natur macht es mir neuestens möglich, den Trubel in der Stadt zu geniessen. Das habe ich dieser Tage in meiner Auszeit gelernt und ich war erstaunt über mich selbst. Ich suchte bewusst eine mir fremde Stadt für eine zweitätige Kurzauszeit und wusste was auf mich zukommt. Denn Trubel mag ich als sensitiver Mensch normalerweise nicht, er wirkt erschöpfend und anstrengend auf mich. Dennoch, es rief mich voller Freude. Meine Auszeit konnte ich geniessen, trotz leichter Erkältung und Rückenweh und viel Trubel. Was mir half war mein Wissen um diese nährende Ruhe. Einen Ort an dem ich mich und meine Sinne ausruhen und genau das empfangen kann, was mich nährt. Ruhe und Langsamkeit finde ich im Wald und in mir selbst. 

 

Mitten im geschäftigen Treiben, einem hin- und her zwischen Strassen, tüchtigem Gewusel und buntem Gewimmel schloss ich meine Augen und befand mich plötzlich im kühlen, feuchten und ruhigen Winterwald. Hier kann ich atmen und ruhen. Eine tiefe Dankbarkeit stieg in mir auf, ein Lächeln auf den Lippen und eine Vorfreude, die Augen wieder zu öffnen um noch ein wenig Einzutauchen in den Trubel.

"Danke" sagte ich laut, denn ich verstand nun besser, dass es nicht die Aufgabe einer Stadt ist, vollkommene Stille zu vermitteln, in einer Zeit der vollen Geschäfte nur weil ich Weihnachten mit einer harmonischen Stimmung verbinde. Der Wald übernimmt diese Aufgabe und ich selbst, mit meiner Wahl. Ist das nicht wunderbar?

 

Ich wünsche dir gute Dezembertage, ob in völliger Ruhe, im grossen Trubel oder in einer angenehmen Mischung beider Anteile. Lasse es dir gut gehen. 

Ines