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Ein Regentag

Nach drei Tagen herrlichstem Wanderwetter im Oberengadin ist es heute nass. Wir entscheiden uns zu einer Zugfahrt nach Zuoz. Judith Rickenbachs Buch: «Zeitinseln. Orte, der Zeit enthoben» hat uns dazu animiert dieses Dorf besser kennen zu lernen. Als Archäologin gelingt es Rickenbach uns für die Kulturgeschichte unserer Feriengegend zu begeistern. Wir möchten nicht nur die schönen Berge, Flüsse und die spezielle Eisenbahn geniessen, uns interessiert auch wie die Menschen über Jahrhunderte hier gelebt haben.

 

Im Touristenbüro holen wir den Schlüssel für die Kapelle San Bastian. Von aussen sieht sie sehr unscheinbar aus, vor allem weil auch der Turm fehlt. Aber innen sind prächtige Wandmalereien die uns sehr gefallen. Die Kirche wurde nach der Reformation als Lagerraum benutzt und erst 1960 von der Gemeinde gekauft und restauriert. Das ganz Spezielle an dieser Kirche sind für uns aber die Glasfenster. Gian Casty aus Zuoz schuf die Fenster vom Entwurf bis zur Vollendung selbst. Sie passen in ihrer schlichten Zurückhaltung sehr gut zu den üppigen Wandmalereien. Ganz anders die Kirche San Luzi: Hier wurde während der Reformation fast alles schmückende Beiwerk entfernt. Im Laufe des 20. Jahrhunderts kam aber der Wunsch nach farbigen Glasscheiben und verschiedene Künstler bekamen Aufträge dazu. Meinem Mann und mir hat das Fenster «Drei Könige» am besten

gefallen und zu unserem Erstaunen wurde es auch von Gian Casty ausgeführt, der hier 1955 sein erstes sakrales Glasfenster schuf.

 

Viel zu schauen gibt es auch bei den Wohnhäusern, über deren Geschichten wir aus dem Buch ausführlich informiert werden. Judith Rickenbach: Zeitinseln. Orte der Zeit enthoben im Engadin, Bergell, Puschlav und Münstertal.

Rosa